Zu einer Besichtigung ‚ihrer‘ Windenergieanlage Uehrde03 im Windpark Winnigstedt-Gevensleben-Uehrde hatte die Elm-Asse-Windstrom GmbH & Co. KG (EAW) zusammen mit ihrem Partner Landwind GmbH Freunde der EAW am Freitag, den 22. August 2025, eingeladen.
Bei der Uehrde03 handelt es sich um eine Nordex N 163/6.X mit einer Leistung von 6,8 MW, einer Nabenhöhe von 164 m, einem Rotordurchmesser von 163 m und einer Gesamthöhe von 245 m.
Die EAW ist an der Finanzierung der Anlage beteiligt, die 2024 als erste von 12 Anlagen im Windpark Winnigstedt-Gevensleben-Uehrde in Betrieb genommen wurde. Die Gesamtkosten der Anlage liegen bei ca 10,5 Mio €.
Dr. Seban Seehafer (EAW) begrüßte die ca. 30 Gäste, die sich unterhalb der Anlage eingefunden hatten. Es war sehr windig auf der Fläche, das Windrad rotierte ordentlich und war so dicht bei der Anlage deutlich zu hören. Sven Schmidt (Landwind) und Niklas Paluch (Landwind) lieferten viele Informationen zu Planung, Errichtung, Betrieb, Ertrag und Wirtschaftlichkeit der Anlage.
Die Uehrde03 hat im ersten Jahr 14,5 Mio kWh Windstrom geliefert. Der gesamte Park mit 12 Anlagen 102 Mio kWh. Hinzugerechnet werden muss der durch Abschaltungen bei negativen Preisen an der Strombörse verlorene Ertrag in Höhe von 7%. Der entgangene Ertrag wird mit 0,075 € nach EEG vergütet. Die einzelnen baugleichen Anlagen sind je nach Standort auf der Gesamtfläche unterschiedlich zur Hauptwindrichtung angeordnet und liefern dadurch unterschiedliche Erträge. Deshalb wird der Gesamtertrag durch 12 geteilt und jeder Anlage zugeordnet.
Bei der Planung wurden vorgeschriebene Mindestabstände zur nächsten Gemeinde in Bezug auf Schall und Schlagschatten eingehalten. Sven Schmidt berichtete, dass im Winter bei tief stehender Sonne der Schatten eines Windrads dieser Bauhöhe bis 1 km lang sein kann. Die Windräder des Parks werden in Absprache mit der Naturschutzbehörde wegen der Fledermäuse nachts von Juli – September abgeschaltet, in Abhängigkeit von Windgeschwindigkeit und Temperatur. Alle 12 Windenergieanlagen sind mit Ultraschallsensoren ausgestattet, die zum einen die Windgeschwindigkeit und -richtung präzise erfassen und zur Inspektion von Rotorblättern dienen, wo sie Materialermüdung und strukturelle Schwachstellen aufdecken können. Zusätzlich werden sie zur Erfassung von Fledermäusen in der Nähe der Windenergieanlagen genutzt, um deren Flugverhalten zu überwachen und so Zusammenstöße zu vermeiden. Mit diesem Monitoring ist in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden zukünftig ggf. eine Eingrenzung der Abschaltungen möglich.
Eine Windkraftanlage besteht aus dem Fundament, dem Turm, dem Rotor (mit Nabe und Rotorblättern) und der Gondel (Maschinenhaus), welche die Mechanik wie Generator und Getriebe sowie die Steuerungssysteme enthält. Der Rotor wandelt die Windenergie in mechanische Energie um, das Getriebe passt die Drehzahl an den Generator an, und der Generator erzeugt elektrische Energie, die dann ins Stromnetz eingespeist wird. An den Rotorblättern ist ein Blitzschutzsystem integriert, das die elektrische Ladung in das Erdungssystem des Maschinenhauses ableitet.
Zur Errichtung der Anlage musste zunächst das Fundament, ein stahlarmierter runder Betonsockel mit einem Durchmesser von 25 m und einer Stärke von knapp 3m, gegossen werden. Der Sockel liegt nur 1 m tief im Erdreich und wurde mit Erde aufgeschüttet. 860 m³ Beton mussten zeitnah aus zwei Betonwerken mit LKW antransportiert werden. Auch beim späteren Aufbau von Turm, Turbine und Rotorblättern war die Anlieferung der Bauteile quer durch die Republik über Autobahnen und Landstraßen eine logistische Herausforderung. Routen müssen geplant, Genehmigungen für den Schwertransport eingeholt, ggf. Schilder auf- und abgebaut werden etc. Vor Ort wurden die Betonringe aus 3 Teilen zusammengesetzt, verschraubt und dann Ring für Ring mit einem Kran aufeinandergesetzt.
Der Betrieb des Windrads erfolgt voll automatisiert, gesteuert von Algorithmen und Sensoren, und wird in einer Zentrale überwacht. Von dort kann das Windrad jederzeit manuell abgestellt werden. Wie schnell das geht, konnten wir live beobachten. Um die Anlage von innen zu besichtigen, wurde sie für eine halbe Stunde ausgestellt. Ein Anruf in der Zentrale – und 2 Minuten später standen die Rotorblätter still. Ausgerüstet mit Schutzhelmen konnten wir das Innenleben des Turms mit ca 9 m Durchmesser besichtigen. In 3 m Höhe ein Fangnetz, das vor herabfallenden Teilen schützen soll. Ringsum ziehen sich Kabelstränge in Höhe. Rechts ein Lastenaufzug, mit dem Material bei Wartungs- und Reparaturarbeiten in die Höhe transportiert werden kann. Es sind Vorrichtungen vorhanden, mit denen sich Wartungspersonal im Notfall schnell von oben abseilen kann, falls im Turm ein Brand ausbricht.
Von den Gästen kam die Frage, ob es nicht sinnvoll sei, den Windpark mit einem Batteriespeicher zu ergänzen, um auch den bisher nicht erzeugten Strom während der Abschaltzeiten zu nutzen. Sven Schmidt berichtete, dass bereits Bestrebungen in diese Richtung unternommen wurden, ein Batteriespeicher jedoch nur wirtschaftlich arbeiten kann, wenn er täglich 1-2 mal be- und entladen wird und nicht, um lediglich die Abschaltzeiten aufzufangen. Ein erster Antrag der Firma Landwind beim Netzbetreiber für ein 35 Mio €-Projekt wurde jedoch abgelehnt, da das derzeitige Netz für die Spannungsspitzen beim Be- und Entladevorgang nicht ausgelegt ist. Geduld und Ausdauer sind gefragt.
Auch das Thema Wiederverwendung bzw. Recyclingfähigkeit kam zur Sprache. Für Stahl und Beton gibt es im Rahmen der Kreislaufwirtschaft etablierte Verfahren zur Wiederaufbereitung. Für Kabel und weitere elektrische und elektronische Komponenten ebenso, sie enthalten u.a. wertvolle Rohstoffe. Rotorblätter von Windkraftanlagen bestehen hauptsächlich aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) oder kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK). Diese Verbundwerkstoffe werden in einer Sandwichbauweise verwendet, bei der die Deckschichten aus diesen Fasern und Harz bestehen und ein leichter Kern aus Balsaholz oder Schaumstoff für Stabilität sorgt. An der Wiederverwendbarkeit dieser Verbundstoffe wird noch geforscht und verschiedene Anwendungsbereiche sind in der Entwicklung.
Die informative Führung endete mit einem Austausch bei Grillwürstchen – vor Ort zubereitet, auch an Veganer wurde gedacht - und alkoholfreien Getränken. Vielen Dank an die Landwind GmbH und die EAW für die Organisation und Durchführung!