Am 28. August hatten Dr. Lars Aschermann und Axel Schlesiger, Ortsbürgermeister von Düderode, die Bürger aus Kalefeld zu einer ersten Infoveranstaltung zum Thema Bürgerenergie eingeladen.
Der Saal im Gasthof „Zur Guten Quelle“ in Oldenrode füllte sich mit mehr als 100 Gästen. Nach den Vorträgen waren alle Anwesenden zur Podiumsdiskussion mit den Referenten eingeladen.
Ziel der Veranstaltung war es, Interessenten für eine lokale Arbeitsgruppe zu finden, die sich intensiver mit dem Thema 'Erneuerbare Energien in Kalefeld' beschäftigt und erarbeitet, welche Möglichkeiten vorteilhaft genutzt werden können. Eine eigene Bürgerenergiegenossenschaft gründen? Oder sich einer bestehenden Genossenschaft anschließen? Oder andere Formen der Bürgerbeteiligung in Betracht ziehen?
Ein eindrucksvoller Video-Zusammenschnitt bekannter Klimaereignisse der letzten Jahre - auch Trockenheit, Waldbrände und Überschwemmungen in unserer Region - zeigte die Notwendigkeit zum Handeln auf.
Nach Grußworten der Veranstalter referierte Dr. Lars Aschermann zum Thema 'Bürgerenergie - eine Chance für die Zukunft?'. Er erinnerte daran, dass die Hauptlieferanten unserer fossilen Energien Trump, Putin und Prinz Mohammed Bin Salman sind. Dann lieferte er ein Zahlenbeispiel seiner eigenen Immobilie, die mit Photovoltaikanlage und Speicher ausgestattet ist und neben dem Haus noch 2 Elektrofahrzeuge versorgt. Lediglich in den 3 Wintermonaten muss ein deutlicher Anteil Strom aus dem Netz zugekauft werden. Windenergie liefert in diesen Monaten den Hauptanteil erneuerbarer Energie. Lars Aschermann stellte auch synthetische Daten für die Gemeinde Kalefeld vor: für 2120 Haushalte ergibt sich bei einem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von 4000 kWh/a ein Gesamtbedarf von 8500 MWh/a. Um ihn zu decken, könnten eine Windenergieanlage, ein Großbatteriespeicher und eine PV-Freiflächenanlage als Bausteine dienen mit einer Investition von ca. 25 Mio €. Weiter wurden verschiedene Modelle einer Energy Sharing Community vorgestellt und Ideen zu Biogas, Wärmepumpe, einem Dörpsmobil (kann Zweitwagen in ländlichen Raum ersetzen) und einer Genossenschaftstankstelle (die Gemeinde liegt an der A7 und mitten in Deutschland).
Klaus-Dieter Voß präsentierte die BürgerEnergie Harz und ihre Projekte als regionale große Bürgerenergiegenossenschaft, gab einen Ausblick auf mögliche zukünftige Projekte und lud die Anwesenden ein, BEH-Mitglied zu werden.
Es folgte ein Vortrag 'Faszination Windenergie' von Dr. Jan-Christoph Friedrichs zu physikalischen Prinzipien und Wirkungsgrad moderner Windenergieanlagen. Besonders ging er auf den Standortfaktor ein.
Den Ansatz des vor Kurzem gegründeten Stadtwerkeverbunds Südniedersachsen (SVS) stellten der Leiter der Stadtwerke Clausthal-Zellerfeld Stefan Poehling und Lars Rotsche, Stadtwerke Kassel, vor: Energieprojekte mit Bürgerbeteiligung zu entwickeln. 10 Stadtwerke bilden nach Abschluss der Gründung die SVS: Harz Energie, Stadtwerke Clausthal-Zellerfel, Eichsfeld Werke (Duderstadt), VHM (Hann. Münden), Städtische Werke AG (Kassel), Gemeindewerke Bovenden, Stadtwerke Uslar, Stadtwerke Leine-Solling (Moringen), Stadtwerke Northeim, Stadtwerke Einbeck.
Die SVS orientiert sich an SUN - Studien zur Stromversorgung (Universität Kassel und Institut dezentrale Energie Technologien). Die Region kann mittelfristig zu 85% mit Strom aus erneuerbaren Energie versorgt werden. Windenergie und Solarenergie haben mit über 70% den größten Anteil. Die Energieversorgung aus der Region vermindert Geldabfluss, generiert Wertschöpfung und verringert geostrategische Abhängigkeiten. Neben Windenergie- und Solarparks werden auch Batteriespeicher entstehen. Die Bürgerbeteiligung durch die SVS kann auf verschiedenem Wege erfolgen, z.B. durch Bürger-Sparbriefe, Nachrangdarlehen, Wind-Stromtmarife etc. Neben der SVS können kommunal geprägte Partner, Bürgerenergiegenossenschaften und Flächeneigentümer an Projekten der SVS beteiligt werden. Die angestrebte Anteilsstruktur sieht eine Beteiligung von 51% für die SVS vor, bis zu 49% für Kommunen, Eigentümer und Bürgerenergiegenossenschaften. Ist die Nachfrage nach Beteiligung größer als zuteilbare Anteile, kommen lokale Partner vor regionalen zum Zuge.